Entwicklung - ein klein wenig Geschichte

Der Chorverband Ludwig Uhland ist unter den 23 Kreischorverbänden des Schwäbischen Chorverbandes mit 6500 Sängerinnen und Sängern nicht nur einer der sangesfreudigsten sondern auch einer der traditionsreichsten. In seinem Herzen Tübingen, einer Friedrich Silcher Hochburg des Geistes, wirkte nicht nur Ludwig Uhland sondern auch Friedrich Silcher, ohne deren Ideen und Arbeiten das heutige Volkslied und die Sängerbewegung kaum denkbar ist.

Die Gründungsinitative des Liederkranzes Reutlingen

Überraschenderweise ging die Initiative zum Zusammenschluss der Sänger in der Region Alb-Neckar von der Nachbarstadt Reutlingen, der damaligen "Stadt des Geldes" aus. Wie aus dem Gründungsprotokoll hervorgeht, regte der Reutlinger Liederkranz unter seinem Vorsitzenden Quenzer bei den Nachbarvereinen aus den Oberämtern Nürtingen, Reutlingen, Tübingen, Urach und Hechingen die Gründung eines Gaues an. Zu der damaligen Zeit bestanden im Schwäbischen Chorverband bereits 10 Gaue, die in den Jahren zwischen 1880 und 1910 gegründet wurden. Der Bereich des Uhlandgaus gehörte zum Neckargau-Sängerbund, wie aus Liederheften der Zeit vor 1920 erkennbar ist. Anscheinend war man nach dem ersten Weltkrieg mit der Vorkriegsorganisation nicht mehr glücklich.

In der Versammlung im Gasthaus Lamm in Reutlingen wurden so manche Gründe für das Für, aber auch das Wider eines solchen Zusammenschlusses genannt. Die Vorteile sah man in der besseren Integration der ländlichen Vereine und damit deren stärkere Unterstützung im Schwäbischen Sängerbund, aber auch so manche Ängste vor einem Wettbewerb im Wettsingen wurden hervorgebracht. Dennoch, die Vorteile leuchteten ein, so dass sofort 16 Vereine mit über 1000 Sängern ihren Beitritt erklärten und auf Vorschlag von Musikdirektor Aichele, Reutlingen und Fabrikdirektor Holder, Vorstand beim Liederkranz Metzingen den Uhlandgau aus der Taufe hoben.

Ganz besonders stolz war man auf den guten Klang dieses Namens, der wie Schiller, Silcher, Hauff und Mörike schwäbische Lied- und Dichtkunst symbolisiert.

In der Mitgliederversammlung 27.2.1921, wieder in Reutlingen, wurde die Satzung festgelegt. Erster Vorsitzender wurde Christian Quenzer, Vorstand beim Reutlinger Liederkranz, Fritz Aichele Gauchormeister beim selben Verein. 18 Vereine mit 1100 Sängern bildete die Grundlage. Schon am 17. Juli 1921 traf der Gau in Betzingen zu einem gelungenen Gausingen zusammen. Beide Initiatoren konnten schon nicht mehr mitmachen, sie waren schwer erkrankt und starben bald. Die Geschicke wurden nun durch Talmon-Gros aus Reutlingen und Emil Kunz aus Nürtingen gelenkt. Der Gau entwickelte sich prächtig. Das große Eirund hat sich als eine glückliche Fügung erwiesen und Reutlingen als Mittelpunkt zeigte eine nachhaltige Anziehungskraft. Am 1. Januar 1923 zählte der Gau bereits 31 Vereine mit 2000 Sängern. Das erste große Gausängerfest konnte man (mitten in der Geldentwertungszeit) am 3. Juni 1923 in Tübingen feiern. Der prächtige Saal des Museums trug viel zum Gelingen des Festes bei. Noch größer und bedeutender wurde das nächste Gausängerfest am 13. Juni 1926 in Reutlingen mit vollem Preissingen. Nun zählte man 47 Vereine mit 3000 Sängern.

Die Zeit zwischen den Kriegen

Entscheidendes ist bis zum Jahre 1933 nicht zu melden, die Organisation war eingefahren, glänzende Sängerfeste sind zu melden. Der Sieg der nationalsozialistischen Bewegung im Jahre 1933 zeigte auch Wirkung in der Organisation des Sängerwesens. Man schuf Einheitsbünde und nannte sie Sängergaue und deren Untergliederung, die heutigen Gaue Sängerkreise. Der Schwäbische Sängerbund hieß nun Sängergau XVI Schwaben im DSB und der Uhlandgau hieß Uhlandkreis. Es wurde dekretiert, dass alle Singgemeinschaften mit Ausnahme der Kirchenchöre dem Bund anzugehören hatten. Der zweite Weltkrieg setzte dem geregelten Sängerleben ein Ende. Viele Sänger waren eingezogen, die Verdunklung erschwerte den Besuch der Singstunde, man sang für die Gefallenen, Verwundeten und auf Wohltätigkeitskonzerten.

Der Neubeginn am 1.Februar 1948 in Wannweil

Nach dem verlorenen Krieg etablierten sich als Folge der Aufteilung des Reiches in 4 Besatzungszonen im Gebiet des Schwäbischen Sängerbundes drei Sängerbünde, der Sängerbund Südwürttemberg und Hohenzollern, der Württembergische Sängerbund, die bald im sog. Reutlinger Bund unter Führung von Dr. Leuze zusammenarbeiteten, sowie der Esslinger Bund, der sich auch Schwäbische Sängerbund nannte. Der Uhlandkreis gehörte zum ersteren. Unter den Bünden entstand ein mehrjähriger "Sängerkrieg", in welchem man sich in der Abwerbung anderer Vereine übte und der erst 1952 nach zähem Ringen mit der Streichung der 1947 verfügten Auflösung des Schwäbischen Sängerbundes im Vereinsregister und Rückgabe des Vermögens endete. Mit dem Hintergrund dieser Neuorientierung auf höherer Ebene muss man auch die erneute Initiative, die von Reutlingen ausging verstehen.

Am 1. Februar 1948 trafen sich im Reutlinger Vorort Wannweil 350 Sänger aus 37 Vereinen der damaligen Kreise Tübingen, Reutlingen und Münsingen.Wie stark das Interesse des damaligen Sängerbundes Südwürttemberg-Hohenzollern (mit damals bereits 170 Vereinen und 7000 Sängern und 1500 Sängerinnen) an einem Neuaufbau des Uhlandgaus war, sah man daran, dass dessen ganzes Präsidium vertreten war.

Mit den Vorarbeiten zur Neugründung war Talmon-Gros, Reutlingen betraut. Bereits im Vorfeld waren einige Fakten geschaffen worden. So wurde der Kreis Nürtingen abgetrennt, weil er in der amerikanischen Zone lag. Jedoch ergab sich durch Rottenburg ein vollwertiger Ersatz. Der Kreis Münsingen hatte sich noch nicht entschieden, ob der frühere Albgau wieder ins Leben erweckt werden solle. Man entschied sich jedoch im gleichen Jahr mit knapper Mehrheit für den Uhlandgau. Der Uhlandgau wählte zu seinem ersten Vorsitzenden Talmon-Gros vom Liederkranz Reutlingen und Wilhelm Held vom Liederkranz Rottenburg zum Stellvertreter. Gauchormeister wurde Josef Holzer Pfullingen. Bei Neugründung umfasste der Gau 20 Vereine mit 1300 Sängern.

Ein besonderes Problem war damals das Notenmaterial. Der Männergesangverein Genkingen legte eine Antrag auf Unterstützung der fliegergeschädigten Vereine vor. Die Beschaffung von Notenmaterial war außerordentlich schwierig und die Kosten für das Anfertigen von Lichtpausen konnte von den Vereinen nicht übernommen werden. Es erging deshalb ein Appell an alle Vereine, entbehrliches Notenmaterial dem Uhlandgau zur Verfügung zu stellen.

Präsident Leuze beantwortete für die breite Öffentlichkeit auch die Frage, wieso man sich so kurz nach dem Krieg die Sängerbewegung wieder aufleben lassen wollte.

"Wir leben ein Leben in Verachtung und Gefahr, uns alle drückt die Sorge der Ernährung und die Entwicklung, die uns die Gewissheit gibt, dass wir alle eines Tages arm sein werden. Mit diesem Leben belastet, treten wir in die Sängerseele, damit das Beste aus uns wieder Raum gewinnt zu einem Leben, das uns die Gewissheit gibt: Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein. Nach einer Zeit voller Phrasen ist es die Pflicht der Sänger, sich aus der Erstarrung zu lösen. Die Jugend lehnt die Erstarrung ab und begeistert sich für das Leben. Die soziale Kluft ist überwunden. Was uns Sänger zusammenführt, das ist das einfache und schlichte Verhältnis von Mensch zu Mensch".

1995, 75 Jahre Uhlandgau

Seit der Gründung des Gaues sind 80 Jahre verstrichen. Mit 5 am gleichen Jahre geborenen Geschwistern (Donau-Bussen-Gau, Heilbronn Gau, Schillergau, Silchergau, Stuttgarter Gau) feierte der Uhlandgau in einem viertägigen Fest in seinem Gründungszentrum Reutlingen dieses Ereignis am 22.- 25. Juni 1995.

Heute und in Zukunft

Aus den ursprünglich 16 Vereinen mit 1000 Sängern sind 128 Vereine mit über 6000 Sängerinnen und Sängern geworden. Viele gemischte Chöre entstanden; die Zeit der reinen Männerchöre gehört immer mehr der Vergangenheit an; die Sängerinnen haben den Chören neue Impulse und erweiterte Möglichkeiten gegeben. Das Gesicht der Gauchorfeste hat sich gewandelt. Chorwettbewerbe auf Landesebene fordern erhöhten Leistungsstandard unserer Chöre heraus. Ob der Mensch von heute für das Singen im Chor schwieriger zu gewinnen ist, darüber wird in unseren Gemeinschaften und im Gau offen diskutiert. Unsere Chöre suchen nach zeitgemäßen Formen, ohne das Verpflichtende der Vergangenheit abzuwerfen. Mancher Ballast der Vergangenheit, der den Weg vor allem für jüngere Menschen versperrte, wurde abgeworfen. Der Uhlandgau ist also nach wie vor in Bewegung. Bewegung bedeutet immer Leben und solange Bewegung da ist, geht es vorwärts. Im Zusammenspiel zwischen Gau und Vereinen, zwischen Chorleitern und Vorständen und mit der Aufgeschlossenheit aller Singenden wird der Uhlandgau von morgen nach wie vor den Menschen die Faszination des Liedes vermitteln.

Die Zeit der reinen Männerchöre gehört immer mehr der Vergangenheit an; die Sängerinnen haben den Chören neue Impule und erweiterte Möglichkeiten gegeben. Das Gesicht der Gauchorfeste hat sich gewandelt. Chorwettbewerbe auf Landesebene fordern erhöhten Leistungsstandard unserer Chöre heraus. Ob der Mensch von heute für das Singen im Chor schwieriger zu gewinnen ist, darüber wird in unseren Gemeinschaften und im Gau offen diskutiert. Unsere Chöre suchen nach zeitgemäßen Formen, ohne das Verpflichtende der Vergangenheit abzuwerfen. Mancher Ballast der Vergangenheit, der den Weg vor allem für jüngere Menschen versperrte, wurde abgeworfen. Der Uhlandgau ist also nach wie vor in Bewegung. Bewegung bedeutet immer Leben und solange Bewegung da ist, geht es vorwärts. Im Zusammenspiel zwischen Gau und Vereinen, zwischen Chorleitern und Vorständen und mit der Aufgeschlossenheit aller Singenden wird der Uhlandgau von morgen nach wie vor den Menschen die Faszination des Liedes vermitteln.

Aus Uhlandgau wird Chorverband Ludwig Uhland

Beim Gautag am 24.02.2007 in Walddorf-Häslach beschlossen die Delegierten die Namensänderung in Chorverband Ludwig Uhland.


Erster Ausschuss (Quelle: Festschrift Gausängerfest 1926)




Sängerfest in Tübingen




Wannweiler Gemeindehaus, Ort der Neugründung 1948